„Vom Polarkreis zur Eismeerkathedrale“

so lautete der Arbeitstitel meiner diesjährigen PfarrRad-Tour. Und tatsächlich kam ich ja mit dem Zug am Polarkreis vorbei und konnte das Polarkreisdenkmal auch deutlich wahrnehmen (Siehe Bild!)

Unterwegs ging ich auch der kuriosen Frage nach, was man denn eigentlich meint, wenn man auf den Lofoten, oder in Tromsø von einer „Kathedrale“ spricht. Die Antwort fand ich am 11. Tag der PfarrRadTour („Lofotenkathedrale“ in Kabelvåg) und am 17. Tag („Eismeerkathedrale“ in Tromsø). Beide Kirchen beeindrucken durch ihre Größe und Gestaltung – sind aber eigentlich „ganz normale“ Gemeindekirchen!

Die „echten“ Kathedralen in Tromsø sind dabei nicht so im Blick, obwohl auch sie auf ihre Art sehr eindrücklich sind! (Vgl. 17. Tag!)

Unterwegs passierten wir eine ganze Reihe von Kirchen, die es ebenfalls wert gewesen wären, in den Tagesberichten erwähnt zu werden. Eine davon ist die Kirche in Flakstad. (Siehe Bild!)

1780 fertig gestellt, hat sie als zweitälteste Kirche auf den Lofoten eine ganz interessante Baugeschichte. So kam sie z.B. zu ihrem für die Gegend unüblichen Zwiebeldach, weil ihr Bauholz aus Russland stammt (orthodoxe Kirchen!). Es wurde seinerzeit gegen Stockfisch eingetauscht!

Ihre Vorgängerin wurde aus Treibholz erbaut und blieb zum Feiern der Gottesdienste stehen, bis man die neue Kirche um sie herum gebaut hatte. Erst dann trug man die alte Kirche ab und entsorgte ihre abgebauten Teile durch die Tür der neuen Kirche!

Die Flakstad-Kirche war auch eine der Wahlkirchen, die mir schon auf meiner Tour im Vorjahr begegneten – und in denen die Abgeordneten des ersten norwegischen Parlaments gewählt wurden. Welche sich genauer für dieses interessante Kirchlein interessieren, denen sei die die folgende Website empfohlen: https://www.norwegenstube.de/flakstad-kirke .

Mit der sog. „Drachenkirche“ in Buksnes, begegnete mir am 9. Tag der PfarrRadTour ein Beispiel für das, was ich im Studium unter dem Begriff „Inkulturation“ kennen gelernt habe: nämlich das Berücksichtigen kultureller Eigenheiten bei der Ausbreitung des Christentums!

Auch die Frage, was ein Pastor aus Hamburg mit dem „Tod in den Lofoten“ zu tun hat, konnte ich während meiner PfarrRadTour beantworten, als wir am 10. Tag das Vandrerhjem, also die Jugendherberge besuchten, in der die Titelheldin Zuflucht und neue Freunde gefunden hatte. Einen Tag zuvor waren wir am Strand in Uttakleiv,  wo der neue Freund der Romanheldin die bedeutende Frage nach Gott gestellt hatte – und noch einen Tag zuvor fuhren wir auf dem Weg zum ersten Ort namens „Å“ durch Sørvågen, wo unsere Heldin den Abend vor dem Showdown in der Munkebu-Hütte verbracht hatte. Ein Blick hinauf in die zerklüfteten Berge ließ etwas von der Dramatik ahnen, die der Kollege in seinem Roman geschildert hat. Nebenbei gesagt ist dieser nur noch antiquarisch zu erwerben!

Der Fortsetzungsroman spielt übrigens auf dem Olavsweg, der mir noch von meiner letztjährigen PfarrRadTour in lebendiger Erinnerung ist. Und dieser Nationalheilige Norwegens begegnete mir tatsächlich auch in die-sem Jahr, als mir in der kleinen katholischen Holzkathedrale in Tromsø ein Exemplar der katholischen Monatszeitschrift in die Hände geriet. Denn das heißt – wie könnte es auch anders sein? – : „St. Olav“!

Wenn ich an die diesjährige Tour zurückdenke und meine Eindrücke in wenige Worte fassen sollte, dann fällt mir zunächst das Wort „Weite“ ein! Immer wieder konnten wir weit vorausschauen – oder unsere Gedanken in die Weite schweifen lassen! Für Beides war Platz und Gelegenheit – und Beides war sehr wohltuend und inspirierend! Dazu kam die Ruhe, die vor allem auf den Nebenstraßen und den Nebenwegen unsere ständige Begleiterin war!

Ein anderes Stichwort wäre vielleicht „urtümlich“! Denn nicht nur die Landschaft, sondern auch vieles, was darin zu finden war, wirkte so auf seine Weise, z.B. das Haus, welches sich direkt neben einem unserer Zeltplätze befand – und noch durchaus bewohnt ist! „Erhalten durch Verwenden“ – Dieser norwegische Leitspruch fiel mir schon im letzten Jahr auf – und dieses Jahr wieder. Und manchmal führt dieses moderne „Verwenden“ zurück in eine ganz ursprüngliche Haltung gegenüber der Natur und allem, was darinnen ist!

Schließlich wären auch noch die vielen Brücken zu erwähnen, die wir auf unserer Tour überquerten. Mit dem Fahrrad war ich in diesem Jahr während der eigentlichen Tour ausschließlich auf Inseln unterwegs. Die Lofoten und die Vesteralen sind jeweils eine Inselgruppe. Dazu kamen noch die Inseln Senja, Kvaløya und Trom-søya. Mal erreichten wir die jeweils nächste Inseln mit dem Schiff – was einen eigenen Beitrag wert wäre – mal durch einen unterirdischen Tunnel – was wieder einen eigenen Beitrag wert wäre – und oft eben auch über Brücken.

Im Rückblick war da viel Gelegenheit, zu erfahren – und darüber nachzudenken – wie mühsam es sein kann, solche Brücken zu überqueren, – oder eine der vielen, vielen anderen Steigungen, aber auch wie lohnend und wertvoll! Und wenn man das dann auf die Beziehungen zu Menschen bezieht …; – aber hier kann sich jeder und jede seine oder ihre eigenen Gedanken machen!

Am Ende habe ich dann tatsächlich mein Ziel erreicht – die sogenannte „Eismeerkathedrale“ in der Stadt Tromsø! Auch dieser Weg führte über eine – Brücke! Und am anderen Ende dieser Brücke nahm ich mir Zeit in dieser ganz besonderen Kirche, um zurück – und ein Stück weit auch in die Zukunft zu blicken: auf das, was war – und auf das, was vielleicht sein kann / auf das, was ich geschafft habe, auf dieser Tour und in diesem Leben – und auf das, was noch vor mir liegt!

Bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben, möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken! Es war schön und manchmal auch ein wenig beflügelnd, zu wissen, dass Menschen zuhause mehr oder weniger großen Anteil an unserem Tun und Ergehen nahmen! Möglich wurde das auch und gerade dadurch, dass Bjarne Skötsch sich stets mit großer Hingabe um das Einstellen meiner Berichte auf der Homepage der Kirchengemeinde gekümmert hat. Dafür meinen herzlichsten Dank! Ein besonderer Dank gilt auch meinem Mitfahrer Hans-Peter, der mir ein sehr angenehmer Begleiter auf der Tour war. Da wir uns vorher nicht kannten, war diese gemeinsame Aktion durchaus ein Experiment, welches wir am Ende wohl als sehr gelungen bezeichnen dürfen 🙂 !

Bedanken möchte ich mich, auch im Namen meiner Frau, für alle Zeichen der Anteilnahme am Tod meines Schwiegervaters. Manchmal kommen Dinge anders, als geplant. Und so fiel die diesjährige PfarrRadTour durch dieses besondere Geschehen in diesem Jahr kürzer aus, als geplant.

Dennoch sind es am Ende 631 km geworden und ungefähr 5100 Hm, für die ich rund 52 Stunden im Sattel saß. Die „nicht nennenswerten Höhenmeter“ haben sich am Ende auf über 300 addiert, woran man erkennen kann, dass wir durchaus auch den kleinen Dingen eine größere Beachtung schenken dürfen 🙂 ! Und noch zwei Zahlen vom Tacho für die Statistiker/innen: Meine Höchstgeschwindigkeit betrug (natürlich bergab!) 55,2 km/h und die durchschnittliche Trittfrequenz war 57 Umdrehungen/ Minute. Schon jetzt bedanke ich mich herzlich bei allen, welche ein wichtiges Anliegen dieser Tour unterstützen und „Kilometergeld“ für die Sanierung unserer Kirche spenden! Gott segne diese Spender/innen und ihre Gaben!

Schließlich möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, welche diese Reise zu etwas Besonderem gemacht haben. Das sind zuerst und zunächst die Menschen in Norwegen! Durch ihre freundliche, offene und unkomplizierte Art haben sie uns den Weg geebnet, wo sie konnten! Aber auch Menschen aus anderen Nationen, aus Deutschland, Polen, Italien und anderen mehr begegneten uns als Brüder und Schwestern im Geist, was bestimmt auch durch diese besondere Atmosphäre in Norwegen begünstigt wurde.

Neben meinem Chef im Himmel gilt mein größter Dank meiner Frau, die mich auch in diesem Jahr – und auch unter diesen besonderen Umständen – wieder ziehen ließ und das Anliegen der PfarrRadTour uneigennützig und rückhaltlos unterstützte!

So gesegnet grüße ich, bis zur PfarrRadTour 2024 herzlich,

Ihr und Euer