Autor: Bjarne Skötsch Seite 5 von 8

12. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

“Nach einer relativ geruhsamen Nacht auf dem Zeltplatz bei Stockmarknes, brechen wir um 10.10 Uhr auf. Kurz danach passieren wir das Hurtigrutenmuseum und strampeln über die erste von vier Brücken, die uns an diesem Tag erwarten. (Siehe Bild!)

Der Himmel ist bedeckt – sehr bedeckt – was für diesen Tag nichts Gutes verheißt! Tatsächlich beginnt es dann genau um 14.00 Uhr – genau nach unserer Mittagspause erst leicht und dann fest zu regnen. Und für den Rest des Tages wird es nicht mehr aufhören…! Es ist also genug Zeit, um dem gestrigen Schönwettertag nachzutrauern – oder ist es nicht besser, zu sagen: … um das Schöne des gestrigen Tages zu würdigen?

Dieser Gedanke, dass wir das Schöne oft erst richtig zu erkennen und zu würdigen, wenn man es nicht mehr Hz, dieser Gedanke begleitet mich nun schon eine ganze Zeit lang. Interessanterweise begann es damit, dass es in meinem Zelt nachts so hell ist, dass ich eine Augenbinde tragen muss, damit ich einschlafen kann. Und ich merke: Wie gut, dass es die Dunkelheit gibt! Und wie gut, dass es einen Wechsel zwischen Hell und Dunkel gibt! Ohne das Eine würden wir das Andere wohl nicht wirklich zu Schätzen wissen!

Soweit der philosophische Teil des heutigen Berichtes!
Trotz des Regens fällt mir heute wieder auf, an wie vielen Stellen in den Bergen noch Schnee liegt! (Siehe Bild!)
Da passt es gut, dass es heute nicht nur trübe, nass und anstrengend ist, sondern auch noch ziemlich kalt!
Da genieße ich es am Ende des Tages besonders, endlich in meinem warmen Schlafsack zu liegen, nachdem wir auch noch in der Nässe aufbauen und kochen mussten. Heute bin ich einigermaßen gemolken, aber sonst geht es mir / geht es uns gut!
Tagesleistung: km 70, 320 Hm, in ca. 5,5 Stunden.
Herzliche Grüße und seien Sie / seid ihr behütet!

11. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Für heute ist eigentlich schönes Wetter angesagt, aber das weiß das Wetter leider noch nicht! Denn kurz vor dem Abbauen setzt leichter Nieselregen ein. Der hört zwar schnell wieder auf, aber jetzt müssen wir doch nochmal die Zelte trocknen. Das kostet uns eine halbe Stunde. Doch, was soll’s – wir sind nicht spät dran, also ergeben wir uns in unser Schicksal.

Dann erreichen wir nach wenigen Kilometern die “Lofotenkathedrale” in Kabelvag. Es ist die größte Holzkirche in Nordnorwegen und fasst 1200 Plätze, obwohl nur verhältnismäßig wenig Menschen in der Umgebung wohnen. Die Lösung für das Rätsel um die Größe Kirche ist relativ einfach. Denn zur Bauzeit der Kirche kamen in der Fangsaison 4000 – 5000 Fischer in die Region. Und viele davon wollten in die Kirche, auch weil sie sich dadurch eine stets sichere Rückkehr von See erhofft haben.

Die Fischer hatten oberste Priorität – und so konnte es vorkommen, dass Gemeindeglieder an einem “normalen” Sonntag keinen Platz fanden, weil die Kirche (mit 1200 Sitzplätzen) überfüllt war! Das waren noch Probleme…! Heute ist der Besuch ordentlich, auch weil es drei Taufen gibt.
Mit den besten Wünschen für die Täuflinge ziehen wir weiter.

Nach einigen Stunden nehmen wir die Fähre von Fiskeboel nach Melbu – und sind somit bei bestem Wetter auf den Vesteralen gelandet. Wir umrunden die Insel Hadseloeya in westlicher Richtung – immer noch bei bestem Wetter! Die Landschaft ist hier anders, als auf den Lofoten: Die Berge sind auch hoch – aber nicht so schroff. Und irgendwie ist es hier grüner und fast “lieblicher”. Aber der allgegenwärtige Wind erinnert uns daran, dass wir immer noch im hohen Norden, nördlich des Polarkreises unterwegs sind.

Wir übernachten auf einem Campingplatz am Rand von Stockmarknes.
Unsere Tagesleistung beträgt 69 km, bei 530 Hm, in rund 5,5 Stunden reiner Fahrtzeit!
Beste Grüße und seid ihr / seien Sie behütet!

10. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Auch heute haben wir wieder zwei Hauptziele! Das Erste ist die Jugendherberge in Stamsund. Die ist darum interessant, weil Ellen, die Protagonistin des Kollegen, die wir gestern kennenlernten, in seinem Krimi hier ihre Zufluchtsstätte und neue Freunde und Wegbegleiter/innen findet. (Siehe Bild!)

Während ich über das Gelände streiche, überlege ich: Wo ist eigentlich MEIN Platz, an den ich fliehen und Menschen finden kann, die mir gut tun? Und: Ist auch bei mir – ist auch bei euch und Ihnen so ein Platz, wo andere anlanden können, wenn es in ihrem Leben turbulent wird?
Wieder etwas zum Nachdenken!

Mit diesen Gedanken im Kopf radeln wir zur Halbinsel Gimsoya. Denn dort gibt es eine sehr spezielle Kirche, die ein Symbol sein kann für den Umgang mit manchem Sturm, der im Moment über Kirche an sich hinwegfegt. Denn diese Kirche steht direkt an einem Strand – und ist dort vielen Stürmen ausgesetzt. Zwei ihrer Vorgängerinnen wurden schon weggeweht! Darum hat man dies Kirche mit Stahlseilen zum Land hin gesichert! (Siehe Bild!)Auch das ist für mich wieder hoch symbolisch, weil ich mich Frage, was denn meine / was denn unsere Sicherungen gegen die Stürme des Lebens sind?Mit dieser weiteren Frage im Gepäck fahre ich weiter bis zum Campingplatz ” Kabelvag” – der Endstation unserer heutigen Reise!Tagesleistung: 81 km, 590 Hm, in ca. 6,5 Stunden.

9. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

“Glaubst du an Gott, Ellen?” Sie war von dieser Frage völlig überrascht und mit ihren Gedanken ganz woanders.
“Ich glaube nicht, dass ich an Gott glaube. Aber ich werde unsicher. Ich glaube, ich würde es gerne können.”

Diese Sätze stammen aus dem Buch “Tod auf den Lofoten”. Das ist ein Krimi, den ein Hamburger Kollege von mir, Bernd Lohse, vor einigen Jahren geschrieben hat, als er unter dem Eindruck einer schweren Krankheit stand.
Auch Ellen, die Protagonistin des Romans, macht gerade eine schwere Zeit durch. Sie hat sich gerade von ihrem tyrannischen Freund getrennt und ist vor ihm geflohen – und zwar auf die: Lofoten!
Nun sitzt sie mit einem Freund, den sie an ihrem Fluchtort kennen gelernt hat, am Strand von Uttakleiv.

Und genau der war das Ziel der heutigen ersten Etappe! (Siehe Bild!)
Und so stehe ich nun auch an diesem Strand und denke darüber nach, wie viele Menschen wohl gerne an Gott glauben möchten – es aber aus irgendwelchen Gründen nicht können! Und ich denke darüber nach – wieder einmal – wie ich, ja, wie jeder und jede von uns anderen hier zum Brückenbauer oder zur Brückenbauerin werden können. Es ist ein Nachdenken, welches noch lange nicht abgeschlossen ist und mich nicht nur, aber auch und gerade auf dieser Tour begleitet!

Das Ziel der zweiten Etappe war die sogenannte “Drachenkirche” in Buksnes
(Siehe Bild!)
“Drachenkirche” wird sie deshalb genannt, weil manche Ornamente an die Drachenköpfe der Wikingerschiffe erinnern – und auch manche anderen Ornamente sich auf diese Zeit beziehen.
Es ist interessant, wie das Christentum es immer wieder schafft, sich auf kulturelle und spirituelle Besonderheiten zu beziehen, die eigentlich außerhalb seiner selbst ihren Sitz im Leben haben. So werden Menschen erreicht und angesprochen, deren geistige Heimat nicht zunächst das Christentum ist. Man zeigt, dass die christliche Religion sich in Beziehung zu Lebensäußerungen setzen kann, die Menschen wichtig sind!
Menschen zu erreichen in dem, was ihnen wichtig ist, dieser Gedanke wird mich auf meiner weiteren Fahrt begleiten – und vielleicht auch manche/n von Ihnen oder euch!

In diesem Sinne: Bleibt ihr / bleiben Sie behütet!
Tagespensum: 70 km, 630 Höhenmeter, in ca. 5,5 Stunden.

8. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

In Moskenes angekommen, treffe ich zunächst mal meinen Mitfahrer Hans-Peter,, über den ich bei Gelegenheit noch mehr berichten werde.
Gemeinsam machen wir uns zunächst auf den Weg nach A (mit einem kleinen Kreis auf dem “A”!). Einen Ort dieses Namens gibt es in Norwegen drei Mal. Einen anderen hatte ich schon auf der Tour im letzten Jahr durchfahren. Dieser hier ist ein pittoresken Fischer-Örtchen mit etlichen “Rorbuern”. Das sind Holzhäuser auf Stelzen am Ufer. Sie würden früher in der Saison von Fischern zum Übernachten genutzt. Heute wohnen hier häufig Touristen (Siehe Bild!).

Da A am Ende der Insel liegt, fahren wir wieder zurück nach Moskenes, vorbei an der kleinen Kirche, die über dem Hafen throhnt.
Weiter geht es an der Küste entlang. Unterwegs kommen wir in einen heftigen Regenschauer – um dann eine Stunde später an einem sonnenbeschienenen weißen Karibikstrand vorbeizufahren (Siehe Bild!).

Schließlich kommen wir am Ende des Tages gegen 17.00 Uhr im kleinen Städtchen Nußfjord an, von wo aus wir morgen mit der Fahrradfähre weiter wollen. Wir übernachten einen Kilometer vom Ort entfernt auf einem netten Plätzchen nicht weit weg von der Straße – und doch weit genug davon entfernt.
Tageskilometer: 62 km. Höhenmeter: 480 m.

7. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Ganz gegen meine Erwartung schaut tatsächlich die Sonne ein wenig heraus, als wir um 6.00 Uhr in Bodoe mit der Fähre ablegen. Eine halbe Stunde vorher sah das noch ganz anders aus!
Die Wettermeldungen sind ja nicht so toll, aber wir lassen uns einfach überraschen!

Nachdem ich die letzten zwei Tage insgesamt 17 Stunden im Zug saß und eigentlich gar nicht geschlafen habe, tat die letzte Nacht in einem richtigen Bett sehr gut – und nach 8 Stunden wachte ich kurz vor fünf frisch gestärkt von selbst auf.

Nun sitze ich hier auf der Fähre und setze – als Fahrradfahrer wieder einmal kostenlos – nach Moskenes auf den Lofoten über.
In der Ferne zeichnet sich im Morgendunst schon die gezackte Inselkette ab, die mein Ziel ist – und die ich in den nächsten Tagen “erfahren” werde. (Siehe Bild!)

“Vom Polarkreis zur Eismeerkathedrale” – so habe ich diese PfarrRadTour überschrieben. Den Polarkreis habe ich gestern Nachmittag mit dem Zug überschritten (siehe Bilder vom Polarkreiszentrum, auch mit der kleinen Pyramide im Vordergrund!) und fuhr auch an dem kleinen Bahnhof vorbei, von dem aus ich letzte Woche eigentlich starten wollte. Nun – diesen Abschnitt werde ich mir dann für das nächste Jahr aufheben!
Jetzt konzentriere ich mich zunächst einmal auf die Inselgruppe, die inzwischen mit ihren gezackten Bergen den ganzen Horizont bedecken.

6. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Die Nacht weicht dem Morgen – und den begrüße ich hier am Bahnhof von Trondheim. 7,5 Stunden waren wir unterwegs von Oslo – und nun warte ich, dass es in einer Stunde weiter geht nach Bodoe. Die Nacht habe ich in einem Recht bequemen Liegesessel verbracht (siehe Bild !), obgleich ich darin nicht wirklich zum Schlafen gekommen bin. Trotzdem bin ich noch recht fit!
Praktischerweise wird der Zug vom gleichen Gleis abfahren, an dem wir angekommen sind. Da brauche ich mein Fahrrad nicht durch den halben Bahnhof zu bugsieren, sondern kann es gleich wieder an so einer sehr nützlichen Gepäcktür abgeben.

In Bodoe werde ich dann übernachten – und dann geht es morgen nach der Fährueberfahrt zu der Lofoten Inselgruppe endlich auf den Sattel! Davon möchte ich dann morgen berichten!
Bis dahin habe ich dann hoffentlich auch meinen Personalausweis wieder gefunden, dessen Fehlen ich mit einigem Entsetzen beim Einchecken im Flughafen Frankfurt bemerkte. Mit etwas List und Tücke ist es dann aber doch gelungen, in Norwegen einzureisen.
Aber mit diesem Dokument würde ich mich natürlich wohler fühlen!

Ich hoffe, dass ihr dies tut / dass sie das tun und grüße herzlich!
Seid ihr / seien Sie behütet!

5. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Dienstag, 1. August. Die PfarrRadTour geht weiter!

Nun sitze ich hier im Frankfurter Flughafen am Gate A34 und warte auf den Abflug nach Oslo um 16.05 Uhr.
Wenn wir dann gegen 18.00 Uhr hoffentlich gut angekommen sind, fahre ich mit dem Zug nach Oslo in die Innenstadt. Dort nehme ich dann mein Gepäck auf, Sattler mein Rad und fahre dann gegen Mitternacht Richtung Norden
Wenn alles gut läuft, sollte ich dann morgen vom 3.Tag der diesjährigen Tour berichten können.
Bis dahin: Bleibt ihr / bleiben Sie behütet!

4. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Es fühlt sich im Moment an, wie ein Schweben zwischen zwei Welten. Heute bin ich noch in Böhl (siehe Bild!) – und morgen Abend werde ich wieder in Oslo sein, wo ich im Moment mein Gepäck und mein Fahrrad deponiert habe (siehe anderes Bild!).

Nachdem sich die Situation hier nach dem Tod meines Schwiegervaters in weiten Teilen beruhigt hat, kann ich – nach Absprache und mit dem Segen meiner Frau – die PfarrRadTour morgen wieder aufnehmen!

Nach meiner Ankunft in Oslo geht es noch in der Nacht mit dem Zug nach Trondheim – und dann eine Stunde später mit dem nächsten Zug nach Bodoe. Dort kann ich dann ein paar Stunden schlafen, um am Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr mit der Fähre auf die Lofoten überzusetzen. Dort wartet dann mein Kollege auf mich, damit wir loslegen können. So ist jedenfalls der Plan!

Sobald Gelegenheit dazu ist, werde ich berichten, ob und wie dieser Plan aufgegangen ist!
Bis dahin, bleibt ihr/ bleiben Sie behütet!

3. Tag – Reisetagebuch PfarrRadTour 2023

Während der Fahrt nach Oslo ereilte mich die Nachricht, dass mein Schwiegervater im Sterben liegt. Darauf hin beschloss ich, die Tour zu unterbrechen und nach Hause zu fliegen.
Erfreulicherweise konnte ich Vieles schon vorab auf der Fähre organisieren (Flug, Unterbringung des Fahrrades und des Gepäcks, …).
In Oslo angekommen, deponierte ich zunächst meine Ausrüstung. Dabei war dann trotz aller Vorbereitung noch die ein oder andere Herausforderung zu überwinden. Aber schließlich hat alles geklappt und ich konnte Richtung Flughafen Gardermoen starten.

Der pünktliche Flug brachte mich nach Hause. Dort fand ich den Schwiegervater noch lebend vor und ich konnte mit der Familie eine Segensfeier gestalten. Kurz darauf ist er dann verstorben.
Nun werde ich noch ein paar Tage im Land bleiben – und dann, nach Absprache mit meiner Frau, die Tour wieder aufnehmen.

Am Montag plane ich dann die nächste Nachricht aus Norwegen zu senden.
Bis dahin: Bleibt ihr / bleiben Sie behütet!
Tagesleistung: 12 km, keine nennenswerten Höhenmeter.

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