Dienstag, 6. August 2024

Es ist die vorletzte Etappe der diesjährigen PfarrRadTour!
Da ich heute Abend noch mit dem Auto durch Dänemark fahren muss, verbrachte ich die vergangene Nacht zwischen Trondheim und Oslo in einer Schlafwagenkabine der Norwegischen Bahn, um heute ausgeruht zu sein. Und das hat auch gut geklappt!

In Oslo hatte ich dann eine Stunde Aufenthalt, bis ich in den Überlandbus stieg, der mich in 4,5-stündiger Fahrt nach Kristiansand brachte. Von dort fuhr ich dann mit einer Fähre in knapp vier Stunden nach Hirtshals in Dänemark, wo bereits mein Auto auf mich wartete. Anschließend ging es dann vor Mitternacht mit dem Auto durch DK bis kurz hinter die deutschen Grenze.

Während der Sitzerei in Bus und Fähre sah ich, dass noch ein Exkurs über eine Extratour zur Aurora-Destillerie aussteht. Doch welche Rolle spielt ein Brennereibesuch auf der PfarrRadTour?

Nun, eigentlich begann alles mit der Mission iroschottischer Mönche! Denn die verbreiteten von Irland und Schottland aus das Christentum in ganz Europa. So waren z.B. mit Pirmin und Bonifatius auch in Deutschland solche Mönche als Missionare tätig.

Auf ihren Missionsreisen kamen sie auch in Kontakt mit maurischen Gelehrten in Spanien. Diese hatten im 9. Jahrhundert gerade die Technik der Destillation maßgeblich verbessert. Die Mönche nahmen dieses Wissen mit zu ihren Klöstern und Abteien und verwendeten es zunächst dazu, Alkohol für medizinische Zwecke, allerlei Tinkturen und Parfüme herzustellen.

Mit der Zeit merkten sie wohl, dass man das “uisce beatha”, das “Wasser des Lebens” auch innerlich anwenden konnte. Und so begann die Geschichte des Whiskys, oder “Whiskeys”, wie er in Irland heißt! So gesehen ist der Whisky also – neben allem anderen – eine genuin christliche Angelegenheit! Ein Grund mehr, sich auch auf der PfarrRadTour damit zu beschäftigen, noch dazu, weil die Aurora-Destillerie besonders für religiös interessierte Menschen ein recht ansprechendes Marketingkonzept hat.
Denn neben der Tatsache, dass wir es hier mit einer arktischen Whiskybrennerei zu tun haben, der nördlichsten der Welt, schöpft diese Destille vor allem aus der nordischen Mythologie. Die Hauptlinie der Whiskyprodukte wurde entlang der 9 Welten der Wikingerzeit gestaltet. Eine symbolische Darstellung derselben findet sich in der Brennerei (Bild!)

Um die Jahrtausendwende glaubten die Menschen im hohen Norden an die Existenz von 9 verschiedenen Welten. “Midgard”, die Welt der Menschen, lag in der Mitte, die anderen Welten drumherum. Von “Asgard” aus kontrollierte der Gott Odin mit seinem Sohn Thor die anderen Welten, zu der unter anderem “Kelheim” gehörte, die Welt der Toten, oder “Nidavellir”, eine Welt im Untergrund, in der die Zwerge lebten und schmiedeten. Wer hier Analogien zum “Herr der Ringe” entdeckt, liegt sicher nicht falsch!
Die Götter hatten dieser Mythologie gemäß die Möglichkeit, auf “schwankenden Brücken” (norwegisch: BIV-ROST) zwischen den Welten zu wandern – gemeint sind die Nordlichter, denen Menschen heute noch ehrfurchtsvoll gegenüberstehen.

So versuchen die Auroraleute unter dem Label “BIVROST” die Eigenarten dieser angenommenen Welten in den Whisky zu packen.
Dazu benutzen sie ein spezielles Brennsystem. Denn während beim (iroschottischen) Brennverfahren in großen, bauchigen, sog. “Pottstills” zunächst eine große Menge sog. “Wash” auf einmal eingefüllt und dann zweimal destilliert wird, destilliert man bei Aurora in einem Säulendestillationsverfahren, bei dem der große Bauch der Pottstills entfallen kann, weil der “Wash” kontinuierlich zugefügt wird. So kann man dann in einem effizienteren Verfahren in mehreren Stufen der Säule einen höheren Grad an Reinheit des Alkohols erreichen. Kritiker meinen allerdings, dass dabei auch wichtige Geschmacksstoffe verloren gingen.
Wie dem auch sei, Aurora bezeichnet ihr Verfahren als in der Whiskyproduktion einzigartig und hat sich dazu eigens von der deutschen Firma “Kothe Kupferschmiede” in Eislingen eine Anlage bauen lassen. (Bild!)

Gelagert wird der Whisky dann hauptsächlich in Bourbon- oder Sherryfässern, entweder im neu gebauten, unklimatisierten Fasslager (arktische Bedingungen! – Bild!), oder in ehemaligen Nato-Bunkern, die im Grund noch aus der Zeit der deutschen Besatzung stammen.
Interessant war für mich, wie man sich hier alter religiöser Vorstellungen bedient – und zwar recht erfolgreich! Denn alle Whiskys dieser 9-Welten-Reihe sind ausverkauft!

Bei dieser Gelegenheit habe ich festgestellt, dass Menschen auch und gerade im Alltag durchaus auf religiöse Themen ansprechbar sind – und dass darin auch für die Kirche eine Chance liegt. Denn: Wie hat das Ganze begonnen? – Da waren iroschottische Mönche, die dann eine Mission hatten – und dazu auch den Whisky gebrauchten…!

Mit diesem Gedanken verabschiede ich mich vom vorletzten Tag der diesjährigen PfarrRadTour!
Morgen folgt noch ein letzter Bericht und dann evtl. noch eine kleine Nachlese!
Bis dahin bleiben Sie / bleibt ihr behütet!

Tagesleistung: 3 km, 10 Hm vom Busbahnhof zur Fähre.
Tagesleistung gestern: 10 km, 30 Hm, mit einer Einkaufs- und Erkundungsfahrt durch Bodoe.