Samstag, 3. August 2024
Während ich am frühen Morgen auf die Ankunft des Hurtigruten-Schiffes warte, habe ich Gelegenheit, über das ein oder andere nachzudenken, z.B. über das Schicksal dieses Ortes Honningsvag, in dem ich mich gerade befinde (Bild!).
Im zweiten Weltkrieg war er, so wie ganz Norwegen, von deutschen Truppen besetzt. Es galt u.a., die für die Kriegsproduktion so wichtigen Erztransporte aus Kiruna in Schweden zu schützen und den Alliierten keine Gelegenheit zur Landung in Norwegen und damit zur Störung dieser Transporte zu bieten.
Als sich das deutsche Militär Ende 1944 zurückziehen musste, gab man den Befehl zu einer Maßnahme, die perfider Weise “Operation Nordlicht” genannt wurde. Denn, wenn man sich unter “Nordlicht” etwas Schönes und Geheimnisvolles vorstellt, dann stand diese Aktion für das genaue Gegenteil: Es ging um das Prinzip der “verbrannten Erde”! Das heißt: Alle Gebäude und Einrichtungen der besetzten Gebiete wurden auf dem Rückzug zerstört! So erging es auch Honningsvag. Von Mitte November bis zum Tag vor Heiligabend 1944 wurde der Ort systematisch dem Erdboden gleich gemacht und die Einwohner/innen vertrieben! Lediglich die Kirche wurde von der Zerstörung verschont! (Bild!)
So erging es dem gesamten Norden Norwegens – zumindest an der Küste!
Dennoch habe ich noch nie auch nur den Hauch von Zurückhaltung oder Revanchismus seitens norwegischer Menschen gegenüber uns Deutschen verspürt!
Während ich diesen Gedanken nachhänge, kommt Leben in die Szenerie. Immer mehr Menschen erreichen den Anleger der Hurtigruten, u.a. auch zwei Deutsche, die wie ich mit dem Rad unterwegs sind.
Einer davon ist Sportlehrer im Schwabenland und hat noch vier Wochen (!) Tour vor sich, der andere (Selbständiger) will sich, nachdem auch er das Nordkapp geschafft hat, in Tromsoe mit seiner Familie treffen. Doch noch bevor das Schiff einläuft (Bild!), hören wir es neben uns im Wasser vernehmlich schnaufen – und werden Zeuge, wie ein dunkler, langer Wal gemächlich das große Hafenbecken durchpflügt! Manche Leute machen für so etwas eine extra Walsafari – und wir dürfen es einfach so erleben!
Dann checken wir schließlich auf der “Kong Harald” ein!
Nachdem ich mich etwas frisch gemacht habe, frühstücke ich erst mal ausgiebig und treffe dabei wieder die Fahrradkollegen. Danach ist Ausruhen angesagt!
Nachmittags arbeite ich dann einiges auf (z.B. PfarrRadTour-Berichte), während wir an der wundervollen Küstenszenerie entlang fahren! (Bilder!)
Der Abend hält dann noch ein besonderes Highlight bereit, nämlich ein Konzert in der Kathedrale in Tromsoe, die ich im letzten Jahr am Rande einer Trauung nur ganz kurz besuchen konnte. Doch davon berichte ich dann morgen!
Bis dahin, bleiben Sie, bleibt ihr behütet!