In Deutschland bestimmten im Zuge der Reformation die fürstlichen Machthaber über die Konfessionszugehörigkeit ihrer Untertanen. Die Kurfürsten der Pfalz entschieden sich für das lutherische Bekenntnis, die Grafen von Leiningen für das reformierte. So kam es, dass im Jahre 1556 ca. zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner Böhls reformiert und ein Drittel lutherisch waren, weil sie sich zum Glauben ihres Grundherrn bekennen mussten („Cuius regio eius religio-Grundsatz“). Beide Gruppen benutzen die (ehemals) katholische Kirche als Gotteshaus.

1705 sicherte Kurfürst Johann Wilhelm in Heidelberg allen Bekenntnissen volle Glaubensfreiheit zu. Im gleichen Jahr fiel bei der Teilung der vorhandenen Kirchen das Böhler Gotteshaus – mit 112 Morgen Land – durch Los an die kleine Anzahl von Katholiken im Dorf. In der Folge hielten die Reformierten und Lutherischen ihre Gottesdienste in Scheunen, Wohnungen und im Rathaus ab. Und die Glocken im alten „Heidenturm“ läuteten für alle drei Konfessionen. 1715 entstand an der Ecke Kirchenstraße / Ludwigsstraße ein reformiertes Kirchlein. Die Lutherischen bezogen 1744 ihr Gotteshaus im Plöckchengässchen. Neben der Kirche erstellten sie ein kleines Schulhaus mit Lehrerwohnung (Schulstraße 22). Das Schulhaus der Reformierten befand sich in der Hauptstraße 37 (heute: Anwesen Friedrich). Beide evangelischen Kirchengemeinden waren Filialgemeinden von Haßloch und wurden von den dortigen Pfarrern betreut. Im Jahre 1802 hatte Böhl 880 Einwohnerinnen und Einwohner, 470 davon waren reformiert, 220 lutherisch und 190 römisch-katholisch. Ab 1806 bildeten die Reformierten ihre eigene Pfarrei, die bis zur pfälzischen Union von Reformierten und Lutheranern 1818 bestand.

Bald wurden sowohl den Reformierten als auch den Lutheranern ihre Kirchen zu klein, man plante einen Neubau. Dazu wurde das lutherische Kirchlein abgerissen und die Steine für den Neubau verwendet. Die politische Gemeinde schenkte einen Bauplatz, auf dem noch heute die protestantische Kirche steht. Am 19. April 1844 wurde der Grundstein gelegt, am 23. November das neue Gotteshaus eingeweiht. Die zwei Glocken der reformierten Kirche wurden umgeschmolzen und als dritte Glocke wurde die von der Lutherkirche beibehalten. Eine Orgel konnte erst 1863 eingeweiht werden, weil bis dahin die Mittel zur Beschaffung fehlten. Nur 61 Jahre diente die neue Kirche ihrer Bestimmung: Am 16. Dezember 1906 fiel sie einem verheerenden Brand zum Opfer.

Zeitungsbericht aus dem Jahr 1906

1908 wurde auf den zum großen Teil noch erhaltenen Umfassungsmauern wieder aufgebaut; ähnlich verfuhr man mit dem beschädigten, aber noch vorhandenen Turm, der nun etwas höher (52,5m) und zwiebelförmig gestaltet wurde. Auch der Innenraum der Kirche erfuhr einige Veränderungen, wobei hier besonders auf das Deckengewölbe hingewiesen werden muss, einer Rabitzkonstruktion, die an einem stählernen Dachstuhl aufgehängt ist. Neu hinzu kamen der Zeit entsprechend Buntglasfenster. Eines zeigt den Thesenanschlag Luthers, ein weiteres die Bergpredigt und die übrigen vier bilden Reformatoren ab. Die Firma E.F. Walcker lieferte eine Orgel mit 22 Registern in einem Jugendstilgehäuse, die bis 1969 ihren Dienst tat. Da die protestantische Kirche den höheren Turm besaß, bekam sie auf Kosten der politischen Gemeinde eine neue Turmuhr (die römisch-katholische Gemeinde hat bis heute lediglich ein Zifferblatt ohne Zeiger am Turm).

Das neue Geläut basierte auf den Tönen d, c, und fis und diente in dieser Zusammenstellung bis 1917. Laetare (21.März) 1909 fand die feierliche Einweihung der neu erbauten protestantischen Kirche in Böhl statt. 1917 wurden zwei der drei Glocken im Zuge der I. Weltkrieges weggeholt und wurden erst im Januar 1922 durch drei neue (cis, e, gis plus die noch verbliebene fis-Glocke) ersetzt. Etwas, was sich zum Kummer der Gemeinde im Januar 1942 wiederholte, als drei der vier Glocken weggeholt wurden, um wiederum als Material für Waffen zu dienen. Diese Glocken konnten erst am 6. Mai 1951 durch ein neues Gussstahlgeläute (cis, dis, fis, gis) ersetzt werden.

Die nun nicht mehr dazu passende Bronzeglocke wurde verkauft. 1945 war die erst im Jahre 1939 sowohl im Inneren als auch am Äußeren hergerichtete Kirche erheblich beschädigt worden. In den folgenden Jahren deckte die Kirchengemeinde das Kirchendach neu und erneuerte den Außenputz. Eine große Renovierung erfolgte im Jahr 1969, die dem Inneren der Kirche ein helleres und damit freundlicheres Bild gab. Zeitgleich wurde die neue Orgel angeschafft und in das vorhandene, alte Orgelgehäuse eingebaut. Diese Orgel stammt von der Firma G.F. Steinmeyer, Oettingen / Bayern.

Im Juni 1972 wurde die Verbandspfarrei Schifferstadt gegründet, bestehend aus 5 Pfarreien mit insgesamt 7 Kirchengemeinden (Böhl, Dannstadt mit Assenheim, Fußgönheim mit Schauernheim, Iggelheim und Schifferstadt) und rund 15.000 Gemeindemitgliedern. Für diesen Kreis erscheint ab November 1972 ein eigener Gemeindebrief, der Kanal 7 mit einem regionalen Teil für jede Kirchengemeinde und Überregionalen Informationen. Eine weitere Folge der Gründung der Verbandspfarrei ist der Kanzeltausch (möglich durch einen gemeinsamen Gottesdienstplan), der regelmäßig verschiedene Prediger und gelegentlich auch veränderte Gottesdienstzeiten mit sich bringt.